Dana Arieli & Kianoush

Im Zentrum für Verfolgte Künste eröffnete am Sonntag eine Doppelausstellung der israelischen Fotografin Dana Arieli und des iranischen Karikaturisten Kianoush Ramezani. Die Ausstellung markiert den Auftakt zum Else-Lasker-Schüler-Jahr. 150 Jahre nach der Geburt der Lyrikerin, die ins Exil nach Jerusalem fliehen musste, soll 2019 in Solingen und Wuppertal ihr Leben und Werk aus verschiedenen Perspektiven reflektiert und gewürdigt werden. Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und Jürgen Kaumkötter, Kurator des Zentrums für Verfolgte Künste, tragen mit mehreren Projekten, Veranstaltungen und Ausstellungen dazu bei.

Dana Arieli beschäftigt sich in ihrem fotografischen Langzeitprojekt mit den Spuren totalitärer Machtregime. „The Nazi Phantom“ beginnt mit einem Bild aus der Gedenkstätte in Dachau, das Arieli 1984 aufgenommen hatte. Sie hatte sich damals vorgenommen sich ihren Gespenstern zu stellen und das Konzentrationslager bei München zu besuchen, fand sich aber unversehens vor einem handschriftlichen Zettel am Tor, der ihr in vier Sprachen mitteilte, dass das Konzentrationslager heute geschlossen sei. „Ich konnte überhaupt nicht verstehen, was das bedeuten soll. Wie geht das, ein Konzentrationslager schließen?“ Ihren Berufswunsch Fotografin hängte sie nach diesem verstörenden Erlebnis zunächst an den Nagel und widmete sich der Kunstgeschichte und der Erforschung von Erinnerungskultur. Erst als sie selbst schon Professorin an der Bezalel Hochschule für Kunst und Design in Jerusalem war, begann sie dort ein Fotografie-Studium und danach mit der systematischen Erforschung der Spuren der Naziherrschaft und anderer Diktaturen. Viele Motive spiegeln die Banalität und Absurdität wieder, die die Orte und Gegenstände ausstrahlen, wenn der Schrecken bereits verblasst ist. Arieli belässt es aber nicht bei der bloßen Abbildung, sondern fordert dazu auf, sich mit eigenen Assoziationen an der Auseinandersetzung zu beteiligen. Auf ihrer Webseite sammelt sie Kommentare zu jedem ihrer Bilder.

Ansprache von Dana Arieli zur Eröffnung:


Kianoush Ramezani arbeitet seit 2009 aus dem Pariser Exil. Nachdem er die manipulierte Wahl von Mahmud Ahmadinedschad kritisiert hatte, musste der Karikaturist den Iran verlassen. „Ich fühlte mich in Frankreich sicher. Bis zu dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo ganz in der Nähe meiner Wohnung.“ Auf einmal waren islamistische Fundamentalisten wieder in seine Welt eingebrochen. Nach einem kurzen Schockmoment entschied er, die Schere im Kopf auf keinen Fall zuzulassen. „Die Angst ist verständlich, aber es ist falsch und wäre fatal, dem nachzugeben.“ So beobachtete er unter anderem die Formen des Widerstands, den die Franzosen gegenüber dem Terror entwickelten. Er gründete „United Sketches“, eine internationale Vereinigung für Meinungsfreiheit, die Karikaturisten im Exil unterstützt. In der Solinger Ausstellung sind sowohl Originale als auch digitale Prints zu sehen.

Die Ausstellung ist bis zum 3. März 2019 zu sehen: Dienstag – Sonntag, feiertags 10 – 17 Uhr im Zentrum für Verfolgte Künste.

Solinger Tageblatt vom 18. Januar 2019: Zentrum zeigt Fotos und Karikaturen