In meinem letzten Beitrag zu den Erfahrungen mit dem Elektroauto hatte ich geschrieben „Eine Fahrt in die Schweiz steht an. Mal sehen, welche Abenteuer bestanden werden müssen.“
Eine Grundnervosität stellt sich immer ein, wenn das Laden erforderlich wird. Das hat weniger mit Reichweitenangst zu tun als mit der Angst, ob die Ladesäule oder die erforderliche App funktionieren.
Solingen → Luzein (Prättigau) am 3. August 2018
| Ort | Diff./ km | geladene Energie/kWh | gezahlter Betrag | geladen mit | Kosten/ ct/kWh |
|---|---|---|---|---|---|
| Solingen-Wald | 30 (zum Vergleich) | ||||
| A3, Fastned Limburg | 146 | 17,1 | 0,00 € | newmotion | noch kostenlos |
| A5, innogy Hardtwald West | 138 | 16,4 | 7,95 €* | VISA | 84 |
| A81, EnBW Sindelfinger Wald Süd | 95 | 14,2 | 5,00 €* | VISA | 35 |
| A7, EnBW Illertal West | 129 | 18,4 | 5,00 €* | VISA | 27 |
| A14, Vlotte Raststation Bodensee Hörbranz | 79 | 7,2 | 11,50 € | EnBW App | 160 |
| Luzein, Kraftwerk Küblis (nach Ankunft; Typ 2) | 112 | 26,7 | 12,19 € | Plug’n Roll App | 46 |
| Summe | 699 | 100 | 41,64 € | 42 |
*=pauschal für einen Ladevorgang
Man fährt also zur in der Regel geplanten Ladestelle und sucht die Ladesäule. Mitunter ist sie gut ausgeschildert, oft benötigt man aber einiges an Durchblick und ggf. Mut, auf der Raststätte ein Stück wieder rückwärts zu fahren. Bisher haben wir auch immer noch einen freien Platz vor der Ladesäule gefunden, auch wenn sie gerne als normaler Parkplatz mitbenutzt werden. Elektroautos belegen eher selten einen Platz.
Die Ladesäule ist gefunden, man parkt und der Beifahrer checkt die Technik: scheint zu funktionieren. Jetzt beginnt allerdings eine Problematik, die es im letzten Jahr so nicht gab, da das Laden noch weitgehend kostenfrei war. Inzwischen braucht man eine App oder eine Ladekarte oder im günstigsten Fall eine Kreditkarte, um überhaupt in die Ladeprozedur einsteigen zu können. Es ist ein Graus! Zu einem Elektroauto muss man daher auf jeden Fall ein Android/Apple iOS Smartphone mit einplanen. Auch wenn man ein solches Smartphone standardmäßig (?) besitzt, ist die Abhängigkeit vom deutschen Funknetz gegeben, welches sowohl Kosten verursacht als auch überraschende Funklöcher aufweisen kann. Von freiem, schnellem WLAN an Ladesäulen keine Spur! Der Speicher des Fahrerhandys war so belastet mit der innogy-App, der mobility+-App, der plugnroll-App, der Swisscharge-App , der TIWAG-App, . . . dazu kommt eine Reihe von Ladekarten mit und ohne RFID-Chips: newmotion, plugsurfing, plugnroll, charge&fuel card, Wien Energie, . . .
Es ist nichts dagegen zu sagen, dass es unterschiedliche Anbieter gibt (siehe: Esso, Aral, Shell, . . . ), aber die Preise werden einfach nicht transparent gemacht. Was das Laden kosten wird oder gekostet hat, stellt sich definitiv erst dar, wenn man die Abbuchung auf dem Konto sieht. Eine Recherche bei den einzelnen Anbietern im Internet ist zeitraubend, Glückssache und an der Ladesäule selber nicht durchführbar. Über die Tarife muss man sich also vorher im Internet schlau gemacht haben, was eine noch intensive Planung voraussetzt. In der Praxis an der Säule ist man letztlich froh, dass das Laden – egal mit welcher Karte – überhaupt läuft und man beruhigt auf die nächsten 150 km schauen kann.
Einige Bemerkungen zu den einzelnen Positionen der Hinfahrt
- Mit 30 ct/kWh rechne ich zu Hause für das Laden mit Ökostrom.
- A3, Fastned Limburg, mit newmotion angemeldet; Kosten wurden keine berechnet.
- A5, innogy Hardtwald West, Pauschale für das Laden; diese konnte nicht ganz ausgenützt werden, da der Akku relativ voll war. Da das Ladenetz hier nicht dicht genug ist, muss man leider früher laden als eigentlich erforderlich.
- A81, EnBW Sindelfinger Wald Süd, Einführungspauschale wie Vorjahr
- A7, EnBW Illertal West, Einführungspauschale wie Vorjahr
- A14, Vlotte Raststation Bodensee Hörbranz, mit mobility+-App angemeldet; Preis im EnBW Standardtarif 35 ct/min + Roaming (1 €/Ladevorgang); für 30 Minuten Laden in Österreich wird man mit 11,50 € zur Kasse gebeten. Warum überhaupt nach Ladezeit abgerechnet wird erschließt sich mir in keiner Weise. Das Problem hoher Kosten tritt dadurch auf, dass nach 587 km Autobahnfahrt und viermaligem Laden die Ladeleistung vom Auto etwa auf die Hälfte runtergeregelt wird, da die Batterie sonst zu heiß wird. Kurz: Die Energie (kWh) wird doppelt so teuer wie unter normalen Bedingungen: 160 ct/kWh statt 80 ct/kWh, ein Preis, der auch noch zu hoch ist. Für das Laden in Österreich war eigentlich Wien Energie angedacht. Allerdings musste man eine Karte beantragen, mit Personalausweiskopien bestätigen und eine Abbuchungsermächtigung ausstellen. Der langwierige Prozess war erst nach den Ferien abgeschlossen.
- Luzein, Kraftwerk Küblis, mit plugnroll-App angemeldet. Die Typ 2-Säule bietet für 0,4178 CHF/kWh und 1,39 CHF (Zugangsgebühr) zzgl. 7,7 % MwSt einen fairen Preis in der Schweiz.
Am Urlaubsort war das Laden über eine Schuko-Steckdose einfach möglich. Man sollte allerdings darauf achten, dass die Leitung über eine 16 A Sicherung verfügt. Die entstandenen Kosten wurden mit dem Vermieter abgerechnet.
Fahrvergnügen in den Alpen

Beim Fahren in den Alpen muss man sich an den Anblick der dynamischen Ladestandsanzeige erst gewöhnen. Bergauf treibt die schnell abnehmende Reichweite einem zunächst den Schweiß auf die Stirn. Hat man den Pass aber einmal erreicht kann man sich bei der Abfahrt über den zusätzlichen Energiegewinn durch Rekuperation freuen. Ein Effekt, der bei Verbrennungsmotoren verpufft: Einmal verbrauchte Energie für den Anstieg ist verloren und geht bei der Abfahrt lediglich auf die Bremsen.
Einen Tagesausflug nach Zürich haben wir übrigens mit dem Zug gemacht. Online lassen sich auch wenige Tage vor Reiseantritt noch Spartickets buchen, die auch ohne die in der Schweiz übliche Halbtax (ähnlich Bahncard 50) noch günstig sind. So zahlten wir für die Strecke Sargans-Zürich hin und zurück für zwei Personen nur 40 CHF zuzüglich 6 CHF für das P+R-Ticket in Sargans. Zum Vergleich: Ein Tagesticket im zentralen Zürcher Parkhaus an der Oper mit Ladestation hätte 45 CHF gekostet!
Luzein (Prättigau) → Solingen am 22. August 2018
| Ort | Diff./ km | geladene Energie/kWh | gezahlter Betrag | geladen mit | Kosten/ ct/kWh |
|---|---|---|---|---|---|
| Luzein | |||||
| A96, Rastpark Eichstätten | 147 | 18,5 | 7,50 €* | Plugsurfing | 41 |
| A8, Denkendorf Nord | 138 | 12,9 | 11,03 € | Plugsurfing | 86 |
| A5, IKEA Walldorf | 111 | 18,0 | 0,00 € | frei | kostenlos |
| A3, Fastned Limburg | 143 | 13,7 | 0,00 € | newmotion | noch kostenlos |
| A3, Raststätte Epgert in Hümmerich | 55 | 2,5 | 0,00 € | frei | noch kostenlos |
| Solingen-Wald | 88 | 28,1 | 8,42 € | zu Hause | 30 |
| Summe | 682 | 93,7 | 26,95 € | 29 |
*=pauschal für einen Ladevorgang
Einige Bemerkungen zu den einzelnen Positionen der Hinfahrt
- A96, Rastpark Eichstätten, mit plugsurfing angemeldet; Pauschale für das Laden.
- A8, Denkendorf Nord, mit plugsurfing angemeldet; Preis hier 0,502 €/min; für 22 Minuten werden 11,03 € berechnet.
- A5, IKEA Walldorf, einfach kostenlos laden (CCS 20 kW); während der einstündigen Ladezeit konnte man auch gut essen. Ein interessantes Angebot.
- A3, Fastned Limburg, mit newmotion angemeldet; Kosten wurden keine berechnet.
- A3, Raststätte Epgert in Hümmerich, einfach kostenlos laden; ist wohl noch ein Einführungsangebot.
- Mit 30 ct/kWh rechne ich zu Hause für das Laden mit Ökostrom.
Fazit:
Man stelle sich folgende Situation für Fahrer von Autos mit Verbrennungsmotoren vor: An den wenigen Tankstellen hängt kein Preis aus. Dann muss man zuerst entscheiden, mit welcher Karte man an einem Automaten bezahlen möchte. Der Preis pro Kraftstoffmenge spielt keine Rolle, sondern der der Preis pro Tankzeit: wenn der Tank sich nicht so schnell füllen lässt, kostet der Kraftstoff mehr – bis zum Doppelten des kalkulierten Preises. Den Gesamtpreis erfährt man später bei der Abbuchung, weil keine Zeit war, diesen zu recherchieren. Andere Autofahrer wollen schließlich auch noch tanken! Unvorstellbar? Für Fahrer von Elektroautos ist dies derzeit Realität!
Nach den Reiseerfahrungen halte ich folgende Ziele für wesentlich:
- Ladesäulen sollten (auch) an Tankstellen vorhanden sein, da sie nur dort auch beaufsichtigt werden können. An Tankstellen findet man einen Ansprechpartner, der bei Defekten oder Problemen helfen könnte.
- Preise sollten nach einer Kartenwahl angezeigt und der Ladevorgang erst danach gestartet werden können.
- Eine Kreditkarte/EC-Karte sollte auf jeden Fall angenommen werden.
- Nicht die Gebühren für eine zeitliche Benutzung der Ladesäule sollten in Rechnung gestellt werden, sondern für die gelieferte Energie.
- Das Schnelladenetz entlang der Autobahnen muss noch dichter werden. Allerdings muss man sagen, dass sich schon einiges in dieser Beziehung getan hat.
- Ladesäulen sollten ein Dach über dem Kopf bieten (siehe Fastned). Das ist doch bei Tankstellen Standard.
- Sitzgelegenheiten in der Nähe der Ladesäule sollten ebenfalls mitgedacht werden, falls keine Raststätte in Sichtweite ist.
- Freies WLAN an den Ladepunkten sind unbedingt erforderlich! Nicht jeder ist in der Lage über G3/G4 etc. zu kommunizieren. In kritischen Situationen ist möglicherweise das Datenvolumen aufgebraucht und ein Internetzugang im erforderlichen Maße unmöglich. Wie soll dann per App eine Ladesäule gestartet werden, wenn dies wie bei Innogy den einzigen Zugang zum Laden darstellt? Falls innerhalb der Restreichweite keine Ausweichmöglichkeit gegeben ist, ist man von funktionierendem Internet abhängig.
In einem Tag zum Bodensee oder in die Nord-Schweiz fahren funktioniert. Weiter sollte man an einem Tag aber nicht fahren, da wie oben bereits vermerkt, die Ladezeiten ineffektiv länger werden, auch bei einer CCS-Verbindung.
Der nächste Urlaub kommst bestimmt!

