Heiss’n’fies

Zwei schummrig-grün glühende Kakteen markieren als Eckpfosten das Set. Der Blues aus den Sümpfen der Südstaaten hat sich bis in die texanische Wüste vorgearbeitet.

Die ganze tragische Weite der Päckchen, die der kleine Mann durchs Leben zu tragen hat, zelebrieren Patrick Pfau und Malte Triebsch an diesem Abend auf der Bühne der Aula Adlerstraße, denn es ist wieder Mittwoch, es ist „Special Listening“, und Hot’n’Nasty aus dem Ruhrgebiet sind in Paarbesetzung zu Gast.

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„Schön, dass Ihr da seid,“ begrüßt Patrick Pfau die etwas mehr als zwei Dutzend Zuhörer in den lichten Reihen. Er ist die Stimme dieser gerade erst mit dem deutschen Rock- und Pop-Preis ausgezeichneten Bluesrockformation, aber kein Mann der vielen Worte. Umso mehr spricht die Musik – von harter Arbeit, von Wüstenquerungen (s.o.) und der letzten Nacht, während Malte Triebsch den besungenen Weltschmerz mit seinen Gitarrenklängen umkreist und lindert, den Slider über den Gitarrenhals zieht und die Schwüle der Bayous heraufbeschwört.

Aber auch Rock’n’Roll muss sein; dann setzt es von Pfau kraftvolle Schläge für die Saiten, während Triebsch mit seinem Instrument minutenlange Soli zaubert, die ein ums andere Mal vom Publikum mit Zwischenapplaus belohnt werden. Das Repertoire von Hot’n’Nasty umfaßt sowohl Eigenkompositionen, die auf einen großen Erfahrungsschatz in der Bluesszene, auch der USA, bauen, wie auch Reminiszenzen an Jimi Hendrix, Bob Dylan oder die Stones. „Ich weiß nicht, ob es korrekt ist, das in einer Aula zu spielen?“ Es ist wohl eher eine rhetorische Frage von Patrick Pfau zu J.J. Cales „Cocaine“.

Die Gemütsruhe des Sängers bleibt auch unerschüttert, als zu fortgeschrittener Stunde eine Saite seiner Gitarre reißt. Ein kurzes Zucken um die Mundwinkel und ein lakonisches „Ich glaube, mein Instrument hat sich gerade zerlegt“, dann fährt er für den Rest des Abends mit Schenkelklopfen fort und nimmt sich das Mikrofon noch inniger zur Brust, während Malte Triebsch sofort das Publikum einspannt: „Dazu kann man wunderbar klatschen, ihr müsst euch nur trauen!“ Eine herrlich relaxte Vorstellung von Hot’n’Nasty, die nicht ohne Zugabe zurück in die Sümpfe der Ruhr entlassen wurden.

Fotos + Text für den Haaner Treff